Gemeinsames Essen - stärkt das Familienbewusstsein
Gemeinsames Essen - stärkt das Familienbewusstsein
Wir alle tun es, mindestens 3x pro Tag: Essen. Dennoch wird gerade bei Kindern die selbverständlichste Sache der Welt häufig zu einem Problem. Die einen essen zu wenig, die anderen zu viel und wieder andere nur ganz bestimmte Speisen. Das führt oft zu Konflikten, die das gemeinsame, freudvolle Essen schnell in den Hintergrund geraten lassen. Ein entspannter Umgang mit dem Thema Essen und möglichst viele gemeinsame Mahlzeiten haben neben der Nahrungsaufnahme einen überaus positiven Einfluss auf das Familienklima.
Gemeinsames Essen - stärkt das Familienbewusstsein
Mehr zum Thema
» Gemeinsame Rituale verbinden - So schöpfen Kinder aus dem Alltag Kraft
» Alt und Jung unter einem Dach - geht das gut?
» Probleme lösen - Die richtige Streitkultur in der Familie
» Die Familie - gemeinsam sind wir stark!
» Alle unter einen Hut - oder: Eine Hand wäscht die Andere

Doch wie gelingt ein entspannter Umgang mit dem Thema Essen und wie können wir es vermeiden, Konflikte dazu erst gar nicht entstehen zu lassen, sondern die gemeinsame Mahlzeit als fröhliches Miteinander zu erleben?

„Was essen wir heute?“

Zuerst sollte einmal die grundsätzliche Auswahl der Speisen überdacht werden. Klar, jeder hat besondere Vorlieben und Abneigungen, dass einem Kind Gemüse aber gar nicht schmeckt kann nicht sein. Es gibt so viele unterschiedliche Arten, die dann roh oder gekocht wieder einen völlig unterschiedlichen Geschmack haben, dass auch für den größten Feinspitz mit Sicherheit das Passende dabei ist. Möglich ist aber, dass Kinder aus Trotz kein Gemüse essen oder sehen, wie die Eltern die Nase rümpfen und dieses Verhalten einfach nachahmen. Kinder merken sehr schnell, ob die Erwachsenen selbst begeistert zu Salat und Co greifen oder das Kind nur dazu erziehen wollen, weil es ja so gesund ist. Erlebt ein Baby von klein an, dass den Eltern gesunde Lebensmittel schmecken, wird es ganz selbstverständlich auch zu diesen greifen.

Ist das Kind aber nun schon älter und verlangt ständig nach Würstel und Pommes Frites, ist auch noch nicht alles zu spät. Es erfordert wohl aber ein wenig Mühe, dem Kind neue Lebensmittel schmackhaft zu machen, denn niemand gibt gerne alte Gewohnheiten auf! Am besten ist es, wenn die ganze Familie gemeinsam einkaufen geht, besonders gut eignet sich dafür zum Beispiel ein Bauernmarkt, auf dem verschiedene Produkte möglichst in ihrer natürlichen Form angeboten werden. Es macht Spaß sich die vielen unbekannten Lebensmittel anzuschauen und auch zu kosten. Die Kinder freuen sich über den Familienausflug, sind gut gelaunt und viel offener für Neues. Anschließend kann man daheim gemeinsam mit den Kindern ein tolles Gericht aus den eben gekauften Zutaten zaubern. Je mehr sie dabei mithelfen und kosten dürfen, desto lieber werden sie „ihr Gericht“ anschließend auch essen und sie werden stolz auf ihre Leistung sein. Wenn dann der Tisch liebevoll gedeckt und vielleicht mit Selbstgebasteltem dekoriert wird und die ganze Familie anschließend gemeinsam isst, dann schweißt das zusammen und alle haben das Gefühl ein wertvoller Bestandteil der Familie zu sein.

„Ich hab‘ Hunger!!!“
Voraussetzung für ein gemeinsames Essen, auf das sich alle freuen und das allen schmeckt ist aber, dass die ganze Familie auch wirklich Hunger hat. Nicht umsonst heißt es „Hunger ist der beste Koch“. Das mag banal klingen, ist aber heutzutage gerade bei kleineren Kindern nicht selbverständlich. Oft machen Eltern den Fehler vor lauter Sorge, ihr Kind esse zu wenig, ihm ständig kleine Naschereien zu geben und es damit herumlaufen zu lassen oder ihm immer mal zwischendurch einen Löffel von irgendwas in den Mund zu schieben. Diese Kinder wissen gar nicht, was Hunger ist und haben auch keine Ruhe zum Essen. Doch zum freudvollen Essen gehören Hunger und Ruhe!
 

Hier einige Regeln, die auch schon kleine Kinder befolgen können:

- Es gibt fixe Essenszeiten. Kinder brauchen jedoch dazwischen auch mal eine Kleinigkeit. Normalerweise reichen aber 3 Hauptmalzeiten und 2 Zwischenmahlzeiten, zu denen es beispielsweise ein Joghurt, Obst oder auch mal ein belegtes (Schwarz)brot gibt.

- Beim Essen sitzen alle am Tisch. Der Fernseher ist dabei aus und die Spielsachen haben auch nichts auf dem Esstisch verloren. So können sich die Kinder in Ruhe auf das Essen konzentrieren, es fördert das gemeinsame Erleben der Speisen und das Sättigungsgefühl kann wahrgenommen werden.

- Jedes Kind beleibt so lange sitzen bis zumindest alle Kinder am Tisch fertig sind, sonst ist die Angst zu groß etwas zu verpassen und die anderen stehen auf bevor sie satt sind.

- Vermeiden Sie es beim Essen immer die Probleme des Tages anzusprechen. Die schlechten Schulnoten des Ältesten oder die Vase, die die Kleinste beim Spielen zerbrochen hat, sind keine geeigneten Themen. Plaudern Sie beim Essen mit allen Familienmitgliedern, jeder soll zu Wort kommen und es dürfen Scherze gemacht, aber auch mal Bedrückendes erzählt werden. Es soll nur keine allabendliche Gerichtsverhandlung sein, bei der ausschließlich die Missetaten des Tages zur Sprache kommen.

- Es soll keine Mahlzeit ausgelassen werden! Solange Kinder ihr natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl spüren und entsprechend handeln dürfen und gesunde Speisen bekommen, essen sie weder zu viel noch zu wenig. Oder kennen Sie einen gesunden Menschen, der von Gemüse dick geworden oder vor der vollen Schüssel verhungert ist?
Tischmanieren machen Spaß!
 

Sollten die Tischmanieren Ihrer Kinder sehr zu wünschen übrig lassen und weigern sich Ihre Sprösslinge auch nach eindringlichen Gesprächen dies zu ändern, versuchen Sie es doch spielerisch: Sie könnten beispielsweise einen „Schweinetag“ einführen, an dem (aber nur an dem) jeder seine schlechtesten Manieren zeigen darf. Keine Angst, wahrscheinlich hat isch das Problem bald erübrigt, denn wenn es erlaubt ist, macht es meist bald keinen Spaß mehr. Außerdem ist es auch nicht so schön, den anderen dabei zuzusehen, wenn sie essen wie die Schweine. Oder Sie spielen einmal vornehmes Restaurant, mit schön gedecktem Tisch, eleganter Kleidung und natürlich entsprechend feinen Manieren. So macht es bestimmt mehr Spaß den richtigen Umgang mit Besteck zu lernen!

Welche Mahlzeiten Sie gemeinsam einnehmen, bleibt ganz Ihnen und den Bedürfnissen Ihrer Familie überlassen. Vielleicht frühstücken Sie gerne gemeinsam, oder das Mittagessen ist der Fixpunkt, weil Papa sein Büro gleich neben der Wohnung hat. Natürlich kann es auch das Abendessen sein, dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass es nicht zu spät stattfindet, das die Kinder sonst schon müde und entsprechend schlecht gelaunt sind. Egal für welche Mahlzeit Sie sich entscheiden, eine pro Tag sollte es in der Regel schon sein, bei der wirklich die ganze Familie zusammenkommt. Denn auch wenn alle die meiste Zeit des Tages ihre eigenen Wege gehen, ist es doch schön, einen Fixpunkt zu haben an dem alle gemeinsam die Zeit zusammen genießen und welcher Anlass wäre da besser geeignet als ein gemütliches Essen mit der ganzen Familie!

 


Autorin: Iris Fischer

Kommentare