Probleme lösen - Die richtige Streitkultur in der Familie Konflikte im Alltag unter gleichwertigen Partnern zu lösen ist an sich schon eine schwierige Sache. Jeder soll das Gefühl haben ernstgenommen worden zu sein und keiner will übergangen werden. Was bei Erwachsenen oft noch mit Vernunft zu lösen ist, artet mit Kindern häufig zu einem Machtkampf aus, denn ein Dreijähriger, der richtig trotzt ist wohl kaum zugänglich für gut durchdachte Argumente. Und auch Jugendliche, die gerade Mitten in der Pubertät stecken, zeigen, wenn sie richtig sauer sind, meist wenig Verständnis für die Wünsche ihrer Eltern. Die richtige Streitkultur mit klaren Regeln kann hier oftmals wahre Wunder bewirken. Eine handvoll Regeln zu geben, die man wie bei einem Kochrezept im Ernstfall anwenden kann, damit die Kinder oder Jugendlichen wieder „funktionieren“, wäre jedoch zu einfach. Kinder sind keine Roboter und brauchen individuelle Lösungen anstatt vorgefertigter Schablonen. Was aber alle Kinder brauchen, ist ein klar abgesteckter Rahmen mit festen Grundsätzen, in dem sie sich bewegen können. Dieser Rahmen bezieht sich jedoch nicht nur auf Konfliktsituationen, sondern in ihm sollte sich das gesamte Leben des Kindes abspielen. Jede Gesellschaft braucht Regeln und das sollte auch in der Familie selbstverständlich sein. Aufgrund des Alters der Kinder müssen diese Regeln aber im Laufe der Zeit immer wieder an den Entwicklungsstand und die Fähigkeiten angepasst werden um Frustration zu vermeiden und stattdessen zu motivieren. Kinder lieben ihre Eltern und wollen ihnen Freude machen! Klare Regeln sind wichtig! Die meisten Firmen haben es erkannt: Mitarbeiter sind wesentlich besser mit Anreizen zu motivieren als mit Strafandrohungen. Angst bewirkt nur, dass wir noch mehr Fehler machen und uns weniger kooperativ verhalten! Warum sollte das also bei Kindern anders sein? Dabei reicht es oft die ursprüngliche Strafandrohung umzuformulieren z.B. Statt zu sagen „Wenn du dich nicht schnell anziehst, dann gehen wir nach dem Einkaufen nicht auf den Spielplatz.“ sagen Sie einfach „Wenn du dich jetzt schnell anziehst, können wir nach dem Einkaufen noch auf den Spielplatz gehen.“ Merken Sie den Unterschied? Achten Sie aber darauf, nichts Unmögliches von ihrem Kind zu verlangen! Wenn eine Vierjährige ihr Zimmer ganz alleine aufräumen soll, ist sie wahrscheinlich überfordert. Somit ist sie frustriert, weil sie trotz Bemühens Ihre Erwartungen nicht erfüllt hat und wird sich nächstes Mal gar nicht mehr anstrengen. Eltern wissen am besten, was ihre Kinder schon können und was nicht. Verlangen Sie zuerst lieber weniger, loben sie fest, das steigert die Motivation und bitten Sie das Kind das nächste Mal ruhig um mehr. Geben Sie dem Kind, was es wirklich braucht! Hören Sie Ihrem Kind zu und zeigen Sie ihm, dass Sie seine Gefühle ernst nehmen. Oft tobt ein Kind nur im ersten Moment, wird es dann in den Arm genommen, fängt es häufig an zu weinen und tiefer liegende Ängste kommen zum Vorschein. Versuchen Sie immer zuerst mit dem Kind ins Gespräch zu kommen und geben Sie dem Kind das Gefühl, dass sie verstanden haben, warum es wütend ist. Das heißt aber nicht, dass es dann seinen Willen stets bekommt! Kinder, die gelernt haben, sich an Regeln zu halten, ein freudvolles Miteinander, bei dem Geben und Nehmen selbstverständlich sind erleben dürfen und spüren, dass die Eltern nur ihr Bestes wollen, sie ernst nehmen und unterstützen, werden auch gelegentliche Anordnungen akzeptieren. Manchmal sind sie sogar froh darüber nicht selbst entscheiden zu müssen, was als nächstes passiert.
Autorin: Iris Fischer |