Kneippen - Selbsttherapie in freien Gartenanlagen
Kneippen - Selbsttherapie in freien Gartenanlagen
Regelmäßige Kneippanwendungen sind auch im Sommer ideal zur Erfrischung und Weckung der Lebensenergie. Speziell in Oberösterreich finden sich frei zugängliche Kneippgärten, in denen dem kalten Wasser gehuldigt werden kann.
Kneippen - Selbsttherapie in freien Gartenanlagen
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Wer einen Kneippgarten in der Nähe weiß und die Anlage mit ihren Barfußfeldern, Tümpeln und Fußparcourselementen regelmäßig nutzt, hält sein Immunsystem in Schwung. "Um gesund zu bleiben, muss sich der Mensch bewegen, schwitzen und soll das Wasser in seiner mildesten Form gebrauchen" (Sebastian Kneipp). Eher auf Wasser in seiner "wildesten" Form lässt zwar das Wassertreten im eiskalten Bach bei frischen Außentemperaturen schließen, doch da "das Wasser große Wirkungen hat" und "mitunter Unglaubliches leistet" (Kneipp), sind die kalten Güsse und Bäder eine Gänsehaut wert.

Fünf Säulen zur Gesundheit

Als der Priesterschüler Sebastian Kneipp 1846 im Alter von 25 Jahren an Tuberkulose erkrankte und von den Ärzten als unheilbar aufgegeben wurde, verordnete er sich selbst Bäder in der eiskalten Donau. Nach langen Jahren des Widerstandes seitens Klerus und Ärzteschaft, konnte Kneipp erst im hohen Alter seine von ihm entwickelte Therapie etablieren. Heute orientieren sich weltweit mehrere hundert Kurhäuser an Kneipps Methoden. Kneipp betrachtete den Körper, die Seele und den Geist stets als Einheit und gilt deshalb als Pionier der Ganzheitsmedizin. Sein Konzept zur Gesundung und Gesunderhaltung des menschlichen Körpers umfasst die fünf Säulen Wasser-, Pflanzen- und Bewegungstherapie, Ernährungs- und Ordnungstherapie. Zumindest drei dieser Bereiche können in einem Kneippgarten abgedeckt werden.

Weltrekord-Wassertreten in Bad Kreuzen

Oberösterreich ist mit sechs großen Kneipp-Kurhäusern das Bundesland mit der größten Dichte an Kneipp-Angeboten. Zwei der drei Traditionshäuser der Marienschwestern vom Karmel bieten ganzjährig frei zugängliche Kneippgärten. Einer davon ist der größte Kneippgarten Österreichs in Bad Kreuzen. Eingebettet in die Mühlviertler Hügellandschaft laden abwechslungsreich gestaltete 19.000 m2 zur aktiven Entspannung ein: Kräutergarten, Klanggarten mit Wasserlauf, Gradierwerk mit solehaltiger Luft, Wassertretplatz mit Gussstation, Wasserspielplatz, Barfußrundweg, Osteoporose-Trainingsgarten, das "Grüne Linden-Klaustrum", Naschgarten, Schwimmteich und spiritueller Garten. Eine eigene Anlage ist der Osteoporosetherapie gewidmet. Darüber hinaus haben 629 Menschen im Kneippgarten Bad Kreuzen einen Weltrekord aufgestellt: Wassertretend bildeten sie die längste Menschenkette der Welt im Wassertreten.

Bad Mühllacken und Bad Leonfelden

Nach den Erfahrungen der alten Klostergärten und nach dem Wissen der traditionellen europäischen Medizin gestalteten die Marienschwestern den Kneipptraditionsgarten in Bad Mühllacken am Eingang des Pesenbachtales. Mehr als 150 verschiedene Arzneipflanzen lassen sich in den Kräuterbeeten erkunden. Ein Kochstudio im Kurhaus widmet sich umfassend der heilsamen Ernährung.
Auch in Bad Leonfelden können Kneippkuren - mit Schwerpunkt Diabetes - gebucht werden. Im Kräutergarten widmet man sich den Aromen würziger Heil- und Küchenkräuter. Weil auf die Einbindung regionaler und natürlicher Gegebenheiten besonderer Wert gelegt wird, steht im Kneippgarten ein Grander zum Wassertreten aus Mühlviertler Granit.

"Europa zum Kneippen" im Feistritztal

13 Gemeinden haben sich im mittleren Feistritztal mit dem Kneipp Aktiv Club zusammengeschlossen und den "Kneipp Aktiv Park" begründet. Künstlerisch gestaltete öffentliche Kneipp-Anlagen tragen zu Gesundheit und Wohlbefinden mit allen Sinnen bei. Die Zentrale des Kneipp Aktiv Parks findet sich am Bad Wörishofen-Platz in Hirnsdorf. Barfußplatz, Wassertretbecken und Solarwegweiser führen zum Fünf-Fontänen-Brunnen, weiter zum Spieltisch, zu den Landschaftssofas, zur Ernährungspyramide, zum Armbecken mit Wassersäule und wieder an den Ausgangspunkt Barfußplatz zurück.
Der mehrstöckige, 33 Meter hohe und achteckige Bewegungsturm in Auffen, Feistritztal, ist den fünf Säulen Bewegung, Kräuter, Wasser, Ernährung und Ordnung gewidmet.
Bunte Fenster regen zu einer anderen Sinneswahrnehmung der Landschaft an, ein Duftquiz informiert über Kräuter, interaktive Schautafeln berichten über Kneipps Hausapotheke.

Barfußgehen in Fuschl am See und Gmunden

"Man kann das Barfußgehen recht gut ein Zugpflaster nennen, das alle schlechten Stoffe in die Füße zieht und von dort ausleitet..." (Sebastian Kneipp). Deshalb wird im öffentlichen Kneipp-Kräutergarten in Fuschl am See regelmäßig Wasser getreten. Jeden Dienstag und jeden Freitag können ihn Interessierte auch unter kundiger Anleitung begehen. Mondscheinwanderungen, Gymnastik oder Kräuterkunde runden das Programm ab. Den am Waldrand gelegenen Kneippgarten erreicht man nach 20 Gehminuten auf dem Mühlenweg über die Steinbachgasse.

Auch in Gmunden findet sich mit dem "Kneipp Weg" eine kleine, öffentlich zugängliche Parkanlage, in der man Kneippanwendungen durchführen kann. Der Kneipp Weg führt entlang des natürlichen Wasserlaufes des "Heiligen Brünnleins" und liegt an der Traunsteinstraße, Kreuzung Hochmüllergasse beim Seebahnhof.

Die Kneipp-Promenade in Hinterstoder

Die weltberühmten Heilmethoden von Sebastian Kneipp können in Hinterstoder in Form eines Spazierganges entlang der Kneipp-Promenade kennengelernt werden. Die einzelnen Stationen entsprechen den fünf Säulen der Kneipp-Methode und werden vom klaren Wasser der Steyr gespeist. Wanderspiel, Organuhr, Meditationsplatz, Fußparcours und Informationstafeln fördern das Wissen über die Kneippsche Lehre von Gesundheit und Leistungsfähigkeit, die weit über das Wassertreten und medizinische Güsse hinausgeht.

Kneippen, aber richtig!

Die Hydrotherapie in kaltem, temperiertem, warmem oder auch heißem Wasser wirkt als Reiztherapie ausgleichend auf das körpereigene Temperaturregelsystem. Kneippsche Wasseranwendungen wirken wohltuend bei Abgespanntheit, Leitungstiefs, Müdigkeit, Nervosität, akuten lokalen Entzündungen und stumpfen Verletzungen sowie Belastung durch Hitze.

Doch beim Kneippen gilt es, ein paar Regeln zu beachten. Vor allen Anwendungen muss der Körper durchwärmt sein. Bei organischen Herzerkrankungen, krankhaft erhöhtem Blutdruck, Harnwegsinfektionen, Blasen- und Nierenleiden sowie chronisch entzündlichen oder degenerativen rheumatischen Beschwerden dürfen die Wasseranwendungen nicht durchgeführt werden.

  • Beim Wassertreten werden im kalten Wasser 30 bis 40 Schritte im Storchengang durchgeführt, wobei ein Bein bei jedem Schritt ganz aus dem Wasser gezogen und danach wieder hineingestellt wird. Das Wasser abschütteln, die Beine warmlaufen, Strümpfe und Schuhe anziehen.
  • Für das kalte Armbad taucht man zuerst den rechten, dann gleich den linken Arm so weit wie möglich ins Wasser und zählt unter gleichmäßigem Atmen von eins bis 15. Beide Arme aus dem Becken heben, das Wasser abschütteln und die Arme bewegen. Einmal wiederholen.
  • Für den Knieguss beginnt man mit der kleinen Zehe des rechten Fußes, führt den Wasserstrahl bis zum Knie, um das Knie herum und wieder zurück zur großen Zehe. Einmal wiederholen. Dasselbe mit dem linken Fuß und am Ende mit den Fußsohlen durchführen. Anschließend die Füße durch Bewegung, Socken und Schuhe erwärmen.

Autorin: Mag.a Eva Tinsobin

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