EL: Haben sich viele davon schon im Voraus intensiver mit Shiatsu oder mit der Verbindung von Körper und Geist beschäftigt, so wie du?
DS: Ja, aber es gibt auch solche, die erst viel später im Studium darauf stoßen, die asiatische Philosophie kommt ja erst ein wenig später ins Spiel.

EL: Lernt man die anderen Kursteilnehmer während der Module auch auf einer besonderen Ebene kennen?
DS: Ja, und das finde ich extrem spannend. Jeder hat seinen eigenen Zugang zum Shiatsu und kann seine eigene Persönlichkeit entwickeln und einbringen.

EL: Hast du das Gefühl, dass dich die Ausbildung schon verändert hat?
DS: Sogar sehr stark! Shiatsu hat schon jetzt den Umgang mit meinem eigenen Körper verändert, aber auch mein Vertrauen in mich. Durch Shiatsu kann man, wie ich glaube, zu einem viel gesamtheitlicheren Bild von der Welt und von seinem Gegenüber kommen. Ich denke, dass Shiatsu für viele Menschen eine Möglichkeit ist, auch gut zu sich zu sein. Das erfährt man in der Ausbildung sehr oft: Wenn ich gut auf mich achte, auch während einer Shiatsu-Behandlung, tu ich mir damit etwas Gutes. Nicht, weil ich mich bestätigt fühle, oder Selbstbewusstsein daraus ziehe, in der Rolle des Heilers zu sein, sondern weil ich mit mir selbst in Kontakt bin und aus einem gewissen Alltagsbewusstsein heraustrete und mich zu einem Bewusstsein im Augenblick bewege.

EL: Was möchtest du mit Shiatsu und deiner Ausbildung zum Therapeuten erreichen?
DS: Für mich ist Shiatsu und die Körper-Geist-Kombination unter anderem ein Versuch, eine eigene, freie Selbstbestimmung zu erreichen, ein Streben danach, da wir uns immer wieder bewusst machen müssen, in welchen Bereichen wir unfrei sind und uns unfrei halten. Shiatsu gibt mir die Möglichkeit zu sehen, wo ich mich selbst zurückhalte, wo ich mich fessle, welche Erinnerungen, welche Ereignisse mich unfrei machen.

EL: Wie kann ich das mit der konkreten Arbeit am Körper verbinden? Erfährst du diese Dinge, wenn du konkret jemanden behandelst?
DS: Ich erfahre sie in der Ausbildung, ich bin ja auch während der Behandlung im Kontakt mit meinem eigenen Körper. Jeder hat an seinem Körper so wie in seinem Geist einfach Stellen, die übersensibel oder auf eine andere Art sensibel sind, vielleicht auch Bereiche, deren man sich gar nicht bewusst ist – Stellen, die schmerzen, sind ja immer schon im Bewusstsein. Beim Shiatsu kann man aber auch beobachten, dass plötzlich Gefühle wach werden, dass sich etwa eine Traurigkeit breit macht oder jemand merkt: „Ich bin wütend auf meinen Freund.“

EL: Ist das bei dir schon einmal während einer Behandlung vorgekommen?
DS: Ja. Ich habe halbstündige, erlösende Lachkrämpfe erlebt, das ist natürlich etwas sehr Schönes. Ich habe aber auch schon Traurigkeit gespürt. Bei mir selbst habe ich auch Gefühle wie Furcht oder Angst erfahren, ebenso, wenn Kollegen an mir üben, wenn ich mich gut abgeben kann, können alte Dinge wieder hoch kommen.